Was heißt hier "geizige Orthodoxie"?
Wenn Rob Bell oder andere emergente Prediger von einem „orthodoxen Christentum“ bzw. „engen Evangelium“ sprechen, meinen sie dies in der Regel nicht positiv. Im Gegenteil. Damit drücken sie ihre Mißbilligung gegenüber „althergebrachten Glaubenspositionen“ aus, meinen, dass innerhalb des orthodoxen Christentum viele Lehrpositionen und Traditionen falsch sind bzw. das biblische Evangelium igentlich e verdeckt ist. In einem Interview (tendenziös emergent) mit Jesus.de, führt Rob Bell ein wenig aus, was darunter beispielsweise zu verstehen ist:
Jesus.de: Ist die Emerging Church und alles, was unter dem Stichwort „missional“ läuft, eine Reaktion darauf, dass vielen Gemeinden Leben fehlt?
Rob Bell: Ich denke, das ist ein ganz normaler, gesunder Generationenübergang. Jede Generation muss sich fragen: Was heißt es für uns… hier und heute Jesus-Leute zu sein? Es gibt da zwei parallele Aspekte. Die eine Frage ist: Was ist unterwegs dazu gekommen und zentral geworden… obwohl es eigentlich nicht zentral ist. Wenn Leute das verwirrt, sollte man sich davon trennen. Die andere Frage lautet: Was ist unterwegs verloren gegangen… das wir zurück gewinnen müssen? Es könnte ein Beispiel sein: Die Umwelt, unsere Erde, … und unsere Verantwortung dafür… das ist für viele eine neue Sache. Aber eigentlich ist das das zweite Gebot, das in der Bibel vorkommt. Das ist unterwegs verloren gegangen… und muss wiederentdeckt werden. Das ist ein absolut gesunder Prozess, der immer, immer weiter geht.
Dr. Richard Mouw, Präsident des Fuller Seminar behauptete kürzlich im Rahmen eines Artikels zur Verteidigung seines Freundes Rob Bells, dass die eigentliche Auseinandersetzung zwischen “generous orthodoxy and stingy orthodoxy” verlaufen würde. Also zwischen einer großzügigen und einer geizigen Orthodoxie. Bell wird aktuell vorgeworfen, sein Evangelium stünde nicht mehr auf dem Boden christlicher Orthodoxie.
Mit dem „Boden christlicher Orthodoxie“ (altgr. ὀρθός orthos, ,richtig, geradlinig‘ und δόξα doxa, ,Verehrung, Glaube‘; also ,die richtige Verehrung oder rechte Lehre Gottes‘), nicht zu verwechseln mit den Lehren der orthodoxen Kirchen, ist in der Regel ein Grundkonsens aller christlichen Kirchen: die altkirchlichen Bekenntnisse bzw. darauf aufbauende und nicht widersprechende Bekenntnisse gemeint.
Das der Begriff „orthodox“ jedoch schon längere Zeit umstritten ist, beweist ein Zitat G. K. Chestertons (katholischer Schriftsteller und Philosoph aus England aus dem 19. bzw. 20. Jahrhundert:
The word ‚heresy‘ not only means no longer being wrong; it practically means being clear-headed and courageous. The word ‚orthodoxy‘ not only no longer means being right; it practically means being wrong.
Der Begriff „Häresie“ bedeutet nicht länger falsch zu liegen, er drückt vielmehr aus, praktisch klar-denkend und mutig zu sein. Der Begriff „orthodox“ meint heute nicht mehr richtig zu liegen, praktisch bedeutet er, falsch zu liegen. (Heretics, 1905)
Es geht um nicht mehr oder weniger, als eine Abnabelung vom überlieferten Glauben.
sdg
apologet